Hopfenanbau

Interessantes über die Botanik, das Klima den Anbau und die Geschichte des Hopfens im Mühlviertel.

Der Hopfen
Botanik

Die Kulturpflanze Hopfen (Humulus lupulus L.) gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Hopfen ist eine Dauerkultur, die über einen Wurzelstock im Frühjahr immer wieder neu austreibt. Die Wurzelstöcke gesunder Bestände verbleiben bis zu 25 Jahren bei kontinuierlichen Erträgen im Boden und werden in der Regel nur bei der Neueinführung von Sorten gerodet. Die Lebensdauer einer Hopfenpflanze beträgt bis zu 50 Jahre, weshalb Hopfen zu den Dauerkulturen zählt.

Weibliche Hopfenblüten - die Dolden © Hopfenbau
Hopfen wächst bis zu 6-8 m hoch und wird ausschließlich zwischen dem 35. und 55. Breitengrad (nördlich wie südlich) kultiviert. Von den vielen Austrieben des Wurzelstocks werden nur drei bis vier kräftige Triebe an den Kletterhilfen angeleitet, die weiteren Triebe werden entfernt. Durch die Klimmhaare kann sich die rankende Hopfenpflanze an der Kletterhilfe rechtswindend pro Tage bis zu 30 cm emporwachsen. Bevor die Gerüsthöhe erreicht wird, werden Seitenäste angelegt, an denen die Dolden gebildet werden.

An den Haupttrieben können je nach Sorte und Jahrgang auch kurze Äste mit Dolden gebildet werden. Nach der Blüte und Doldenausbildung zeigt sich der Hopfen im vollen Wuchs als sogenannte Aufleitung bzw. Hopfenrebe.
Hopfenrebe © Isabella Hewlett

Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze, das bedeutet, das sich auf einer Pflanze entweder männliche Gescheine oder weibliche Blüten befinden. Im Anbau befinden sich nur weibliche Hopfenpflanzen, da nur diese Dolden ansetzen. Die Dolde ist botanisch betrachtet ein Zapfen und besteht aus bis zu 60 Einzelblüten. Männliche Pollen könnten jede dieser Einzelblüten befruchten, wodurch sich Samen ausgebildet. Deshalb werden männliche Pflanzen in den Anbaugebieten gerodet. Hopfensamen würden die Schaum- und Geschmacksstabilität der Biere negativ beeinflussen. Verwendung finden die männlichen Pflanzen in der Hopfenzüchtung.

Die Hopfendolde besteht aus Spindel und Doldenblätter. Der Fokus liegt auf dem Lupulin, dass ist das gelbe Pulver in den Lupulindrüsen an den Doldenblättern, insbesondere an den Vorblättern. (Biendl, et al., 2012) (Hopfenpflanzerverband Hallertau e.V., 2022)

Die weiblichen Hopfenpflanzen werden vegetativ über sogenannte „Fechser“ vermehrt. Fechser bestehen aus Teilen des Wurzelstockes, woraus neue Jungpflanzen gezogen werden. Durch die vegetative Vermehrung bleibt die Pflanze bzw. Sorte genetisch völlig unverändert.

Das Lupolin in der Hopfendolde © Isabella Hewlett

Klima und Boden

Milde Sommer mit kühlen Nächten und raue Winter, sowie über das ganze Jahr verteilte Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit sind für das Mühlviertel charakteristisch. Die durchschnittliche Lufttemperatur in der Anbauregion liegt im Winter bei -2 °C, im Sommer bei 16,6 °C beziehungsweise über das Jahr bei 7,4 °C. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 888 mm.

Der Boden ist vorwiegend sandiger Lehm bis lehmiger Sand und kalkarm im Mühlviertel. Der Hopfen wird meist auf möglichst ausgesuchten Südostlagen mit geringer Humusauflage und einer geringen Wasserspeicherung angebaut. Aufgrund des ausgedehnten tiefgreifenden Wurzelsystems benötigt der Hopfen tiefgründige, gut durchwurzelbare Böden. Das Klima und die Bodenverhältnisse schaffen sehr günstige Bedingungen für den Hopfenanbau und sind direkt verantwortlich für die Ausbildung des feinen Geschmacks und dem einzigartigen Aroma.

Entwicklungs­stadien

Austrieb
1 Austrieb
Blattentwicklung
2 Blattentwicklung
Bildung der Seitentriebe
3 Bildung der Seitentriebe
Längen-wachstum
4 Längen-wachstum
Erscheinen der Infloreszenzen
5 Erscheinen der Infloreszenzen
Blüte
6 Blüte
Dolden-entwicklung
7 Dolden-entwicklung
Doldenreife
8 Doldenreife
April September

Das Hopfenjahr

Gerüstanlage bauen und Hopfensetzen

Außerhalb der Hopfensaison (Herbst bis Frühjahr) werden nach Bedarf neue Gerüstanlagen errichtet, vorhandene repariert und erneuert.
Die zukünftige Hopfenanlage wird ausgemessen, die Hopfenanker vergraben, die Hopfenstangen aufgestellt, der Draht eingezogen und die Gerüstanlage mit den Drähten gespannt.

Auf einem Hopfenfeld bzw. in einem Hopfengarten befinden sich auf einem Hektar je nach Sorte zwischen 3600 und 4500 Hopfenpflanzen. Die Jungpflanzen sogenannte Hopfenfechser (aus Teilen eines Wurzelstockes) werden in ein ca. 25 cm tiefes Pflanzloch bzw. Pflanzfurche gepflanzt. Der Pflanzabstand in der Reihe beträgt 1,5 m. Der Reihenabstand beträgt zwischen 3 – 3,5 m. Im dritten Jahr nach der Anpflanzung kommt es erstmals zur vollen Ausbildung und zum vollen Ertrag, wenn die Bedingungen passen.

Gerüstanlage bauen und Hopfensetzen

Aufdecken und Hopfenschneiden

Die Frühjahrsarbeiten beginnen Ende März/Anfang April mit dem Freilegen der Hopfenstöcke mit einem Scheibenpflug und dem Hopfenschneiden. Dabei sollte so viel Erde wie möglich vom Bifang (= Ackerbeet) weggepflügt und die Hopfenstöcke dabei nicht verletzt werden.

Ziel des Hopfenschneidens ist ein tiefer Sitz des Hopfenstockes beizubehalten. Gleichzeitig hat das Schneiden phytosanitären Charakter und kommt der Gesundheit der Pflanze zugute.
Aufdecken und Hopfenschneiden

Draht aufhängen und Draht stecken

Mit Hilfe einer Front- oder Heckkanzel werden an den Längsdrähten der Hopfenanlage händisch Eisendrähte (1,1 - 1,4 mm Durchmesser) befestigt. Die Gerüsthöhe beträgt circa 7 Meter.

In einem weiteren Arbeitsschritt wird mit Hilfe eines Treteisens der Draht möglichst Nahe am Hopfenstock in der Erde verankert. Dieser muss möglichst straff gespannt sein, damit der Hopfen beim Wachsen einen guten Halt vorfindet.
Draht aufhängen und Draht stecken

Anleiten, Nachleiten und Hopfenputzen

Im April bis Mai treiben von jedem Hopfenstock zirka 30 bis 50 Triebe aus. Zwei bis vier kräftige Triebe mit annähernd gleicher Länge werden im Uhrzeigersinn um den Draht gewickelt. Die restlichen Triebe werden alle entfernt. Alle angeleiteten Triebe, in weiterer Folge auch Reben genannt, sollen die Gerüsthöhe erreichen. 

Durch stärkere Winde, Nachwuchs von Trieben und Wildverbiss muss der Vorgang des Anleitens und Nachleitens zwei- bis dreimal wiederholt werden, bis die Hopfenreben das Ende des Steigdrahtes erreicht haben. Die wideraustreibenden Bodentriebe, die unteren Seitentriebe und Blätter müssen durch das sogenannte Hopfenputzen entfernt werden. Das Hopfenputzen kann mit Nährlösungen, mit mechanischen Verfahren oder mit thermischen Verfahren durchgeführt werden.
 
Anleiten, Nachleiten und Hopfenputzen

Bodenbearbeitung (Anackern) und Zwischenfruchteinsaat

Nach dem arbeitsintensiven Anleiten folgt das Anackern. Etwa Ende Mai und ein zweites Mal Ende Juni wird der Hopfenstock am Boden mit Erde bedeckt. Ziel dieses Arbeitsschrittes ist aufkeimendes Beikraut zu verschütten, Bodentriebe und Ausläufer zu entfernen, Dünger einzuarbeiten sowie ein krümeliges Bodenvolumen für die Sommerwurzeln zu schaffen.

Die Zwischenfruchteinsaat in Hopfenfelder kann in erosionsgefährdeten Lagen die Bodenabschwemmung erheblich mindern und eine Nitratauswaschung über den Wintern reduzieren.
Bodenbearbeitung (Anackern) und Zwischenfruchteinsaat

Wachstum und Pflanzenschutz

Die Hopfenpflanze wächst in der Zeit von Anfang Mai bis Anfang Juli durchschnittlich 10 cm und maximal 30 cm pro Tag und erreicht eine Höhe von 7 Meter. 
In der Blütezeit (Juli bis August) kommt es zur Ausbildung der Dolden. Eine Hopfenrebe trägt zwischen 4.000 und 6.000 Dolden.

Wie schon im vorigen Arbeitsschritt ist weiterhin Zwischenfruchteinsaat (Klee, Raps, ...) zum Erosionsschutz und zur Bodenverbesserung wichtig. 

Während der Vegetationsperiode werden mehrmals Pflanzenschutzmaßnahmen gegen tierische Schadorganismen und Krankheiten ergriffen. Die Düngung orientiert sich an den Bodenuntersuchungen, der Pflanzenschutz nach Prognosemodellen und Warnaufrufen.
 
Wachstum und Pflanzenschutz

Ernte

Der Hopfen wird Ende August bis Ende September geerntet. Die Hopfenreben werden maschinell mit einem sogenannten Abreißgerät von der Gerüstanlage gerissen und mit einem Rebeladewagen zur stationären Pflückmaschine gebracht. Anschließend werden die Hopfendolden in Pflückmaschinen von den Blättern und Reben getrennt, sodass nur die Dolden übrigbleiben. Die Hopfendolden werden über Förderbänder in die Hopfendarre (= Hordentrocknung) befördert und bei einer Temperatur von maximal 63 °C getrocknet, um den Hopfen haltbar zu machen. Der Wassergehalt des Hopfens wird auf 9 – 11,5% reduziert. Der Großteil der Betriebe besitzen eigene Trocknungsanlagen. Kleinere Betriebe nützen oft genossenschaftliche Anlagen. Anschließend wird am Hof der Hopfen zu Ballen gepresst und zwischengelagert. Von dort wird der Hopfen zu den Verarbeitungswerken gebracht. Im Falle des Mühlviertler Hopfens wird der Hopfen in die Hopfenbaugenossenschaft in Neufelden gebracht und zu Hopfenprodukten weiterverarbeitet.
Nach der Ernte im Herbst erfolgen Ausbesserungsarbeiten an den Gerüstanlagen, Reinigung und Wartung der Erntemaschinen und Geräte. Das Hopfenjahr ist abgeschlossen und beginnt erneut von vorne.

So geht's weiter
Ernte

Geschichte des Mühlviertler Hopfenanbaus

Die erste urkundliche Erwähnung des regionalen Hopfenbaus im Mühlviertel stammt aus dem 13. Jahrhundert aus dem Wilheringer Urbar. Der Hopfenbau stellte als einen von vielen Zweigen der Landwirtschaft oftmals einen Zuverdienst dar, der zwar arbeitsintensiv war, aber auch lukrativ sein konnte.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Hopfenfelder bewusst als typisches Symbol für die Region auf Ortsbildern und -fotografien festgehalten. So wurde die Bedeutung, als auch der Beitrag des Hopfenbaus zur Mühlviertler Kulturlandschaft sichtbar gemacht.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Hopfenbau großen Aufschwung in der Region und erlangte seine wirtschaftliche Bedeutung vor allem in der Bierherstellung. Die erste bekannte Zahl zur Hopfenbaufläche im Mühlviertel stammt aus dem Jahre 1878, in dem umgerechnet zirka 465 ha angeführt werden, etwa drei Viertel entfallen auf die damaligen Gerichtbezirke Neufelden und Rohrbach.

Während des Ersten Weltkrieges von (1914 – 1918) wurde das Bierbrauen eingeschränkt und so sank durch die mangelnde Nachfrage auch die Anbaufläche für Hopfen drastisch. Gab es 1910 mit 522 ha die absolut größte aktuell bekannte Ausdehnung der Hopfenbaufläche im Mühlviertel, so waren es 1918 nur mehr 70 ha. Nach Bemühungen zur Steigerung von Qualität und Fläche in den 1920er-Jahren fielen die Preise und damit auch die Hopfenanbauflächen mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 rasant. 1933 gab es zwischen 15 und 20 ha, 1936 schließlich 32 ha Hopfen im Mühlviertel.

Ein vorläufiges Ende fand der Hopfenbau im Gebiet des heutigen Österreichs schließlich im Jahr 1939. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische „Deutsche Reich“ 1938 und der Annexion der „sudetendeutschen Gebiete“ im selben Jahr, befand sich das kleine Hopfenbaugebiet Mühlviertel im gleichen Staat mit den großen und namhaften Hopfenbaugebieten Mitteleuropas, wie Hallertau oder Žatec (Saaz). Durch die zentralisierte Landwirtschaftsplanung im nationalsozialistischen „Deutschen Reich“ wurde daher eine Rodung der noch verbliebenen Hopfenfläche im Gebiet des heutigen Österreichs angeordnet. Pro Hektar gerodete Hopfenbaufläche wurde eine Rodungsprämie von 3000 Reichsmark ausbezahlt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren die heimischen Brauereien vollständig auf Hopfenimporte angewiesen. Daher wurden auf Ersuchen der österreichischen Brauindustrie ab 1948 Hopfenbauversuche durchgeführt und anschließend der Hopfenbau im Mühlviertel wieder aufgenommen. Langfristige Abnahmeverträge sollten dabei die nötige Sicherheit für die landwirtschaftlichen Betriebe bringen.

Am 27. November 1951 fanden sich neuen Hopfenbauern im Gasthaus Harmach in Rohrbach zusammen und gründeten die „OÖ Hopfenbaugenossenschaft“. Der erste Abnahmevertrag mit den Brauereien wurde unterzeichnet.

Ein Jahr später, 1952, wurde die Hopfenschwefeldarre in Neufelden gekauft, um mehr Lagerfläche für den Hopfen zu erhalten sowie Platz für die weitere Verarbeitung des Hopfens zu haben.

Während viele Betriebe wieder mit Hopfenstangen begannen, wurden bereits im Jahr 1952 sechs Drahtanlagen und sieben Trocknungsanlagen errichtet. Immer mehr Bäuerinnen und Bauern wurden Mitglieder der Genossenschaft. Die höchste Mitgliederzahl bis heute wurde 1958 mit 179 Betrieben erreicht. Die Hopfenbaufläche stabilisierte sich bis 1970 bei einem Wert von über 40 ha. Ab 1969 begann der Ankauf von Pflückmaschinen und der Neubau von Darren in den landwirtschaftlichen Betrieben. Während sich viele Betriebe zu Pflückgemeinschaften zusammenschlossen und auf den Einsatz von Maschinen setzten, hörten andere mit dem Hopfenbau auf. Das führte dazu, dass die Mitgliederzahl stark sank, während die durchschnittliche Hopfenbaufläche von 1970 bis heute aber steigt. Bis in die Mitte der 1980er-Jahre wurden in diesem Zuge insgesamt 26 Pflückmaschinen angekauft und 32 neue Darren errichtet.

Auch die Verarbeitung des Hopfens hat sich seit der Gründung der Genossenschaft 1951 stark verändert. Wurde 1960 noch eine neue Schwefelkammer in das Gebäude der Hopfenbaugenossenschaft eingebaut, so veränderte sich die Behandlung und auch die Nachfrage in den letzten Jahrzehnten stark. 1981 wurde aus diesem Grund eine Pelletieranlage in Betrieb genommen und seit dem Jahr 2012 eine Anlage für Mini-Ballots.

Seit 1997 hat die Genossenschaft auch Mitglieder von außerhalb des Mühlviertels. Mit dem Hopfenverein Waldviertel sind fünf Betriebe mit 13 ha Hopfenbaufläche der Genossenschaft beigetreten.

Hopfenbaugenossenschaft heute

Insgesamt besteht die Hopfenbaugenossenschaft heute aus 39 Mitgliedern mit einer Hopfenanbaufläche von 173 ha. Davon befinden sich 34 Betriebe mit einer Fläche von 160 ha im Mühlviertel und 5 Betriebe mit einer Fläche von 13 ha im Waldviertel. Im Mühlviertel haben sich neun Betriebe mit einer Fläche von 32 ha auf Hopfen auf kontrolliert biologischen Anbau spezialisiert, das einen biologischen Anteil von 20 % ausmacht. (Stand 2023)

In einem durchschnittlichen Jahr werden 300 t Rohhopfen, verteilt auf 14 Sorten, erzeugt und überwiegend in Neufelden in die Produkte Pellets P90 und Mini-Ballots verarbeitet.